Während die Hamburg Stealers am Saisonbeginn entschieden haben, die Jugendmannschaft von vornherein nicht um die DM-Teilnahme spielen zu lassen (siehe U15 Bericht aus Prag), sollten die Junioren ihre Chance erhalten, und das obwohl der Kader sehr knapp besetzt war und durch einige Jugendspieler aufgefüllt werden musste. Ein Spieler von den Knights kam zusätzlich zur Verstärkung. Während der Saison sind jedoch sieben Spieler, größtenteils Rookies (Anfänger) doch noch dazu gestoßen, so dass wir am Ende einen stattlichen Kader von 18 Spieler hatten. Gewöhnlich springt ein Teil der Neueinsteiger ab, aber es ist dem neuen Junioren-Headcoach Mitch Franke zu verdanken, dass fast alle neuen Spieler dem Baseballsport treu geblieben sind.
Die Gegner in der S/HBV Juniorenliga 2015 waren überschaubar, sie bestanden aus den Spielgemeinschaften der Großhansdorf Skunks (zzgl. Lakers und Marines) sowie Elmshorn Alligators (zzgl. Seahawks und 69ers). Während die Großhansdorfer dieses Jahr überraschend schwach waren und mit fünf von fünf Spielen zum Teil sehr deutlich besiegt wurden, waren die Alligators ein sehr starker Gegner, der vor allem durch seinen besonderen Teamgeist hervorstach, trotzdem konnten wir auch drei von sechs Spielen gewinnen, und das reichte dann zum Schluss Landesmeister ’15 zu werden. http://www.shbv.info/liga_NEU/index.php?jahr2=2015&liga2=BBJUN
Mit zwei 9er-Bussen wurde dann mit einem Kader von 14 Spielern (zehn Junioren- und vier Jugendspieler) die Fahrt am Freitag früh zur DM nach Mainz aufgebrochen. Leider hat ein leistungsstarker Jugend-Pitcher am Vorabend wegen einer chronischen Verletzung kurzfristig abgesagt, aber ein Reservespieler konnte kurzfristig einspringen. Headcoach Mitch Franke und Co-Coach Rob Koch fuhren die Busse. Der Betreuer und Stealers FSJ-ler Felix Harbusch stieß später zur Unterstützung in Mainz dazu. Am Nachmittag wurde die gebuchte Pension erreicht, und erwies sich als Glücksgriff. Die Spieler hatten ein gesamtes Haus für sich alleine, verteilt über drei Ferienwohnungen. Die Coaches hatten ihre Ruhe in Einzelzimmern im benachbarten Haus. Das Ganze war nur fünf Minuten von der Baseballanlage entfernt. Nach einer kurzen Trainingseinheit auf dem sehr modernen Ballpark der Mainzer Athletics, wurde geduscht, zum Spaghetti-Essen beim nahen Italiener spaziert und dann früh ins Bett gegangen, denn um 6:30 Uhr fing der erste Turniertag an.
Als die Gruppeneinteilung für das Turnier bekannt wurde, war sehr schnell klar, dass durch den Turnieraufbau die Halbfinale nur sehr schwer zu erreichen wären. Mit den Regensburg Legionären (Turniersieger) sowie Stuttgart Reds (Turnierdritter) waren sehr starke Gegner in unserer Gruppe, lediglich die Berlin Sluggers waren Gegner, bei denen ein Pflichtsieg möglich erschien.
Das Turnier begann auch um 9 Uhr gleich mit dem stärksten Gegner des ganzen Turniers, mit einem stattlichen Kader von über 22 Spieler aus Bayern erschienen, viele davon Internatsspieler. Der Ausgang war von vornerein vorhersehbar, deshalb wollten die Coaches allen unerfahreneren Spielern und Pitcher die Möglichkeit geben, in diesem Spiel Turnier-Erfahrungen zu sammeln. Das haben sich allem Anschein auch die Regensburger gedacht, und stellten einen Jugend-Pitcher auf dem Mound, der während seiner 13 Batters Faced (gegnerische Spieler am Schlag) drei Spieler von uns abgeworfen hatte. Ein Jugendspieler hat es so hart erwischt, dass er zur näheren Untersuchung ins Krankenhaus mit Ambulanz gefahren wurde. Immerhin mit zwei eigenen Runs auf dem Scoreboard wurde das Spiel mit 2:15 im vierten Inning beendet.
Auf das nächste Spiel gegen die Berlin Sluggers kam es nun an, ob wir am nächsten Tag mindestens um den fünften Platz spielen konnten. Das Spiel begann erst einmal ernüchternd mit keinem Run im ersten Inning, aber dann kamen die Runs stetig zusammen, so dass mit dem ungefährdeten Sieg über 12:1 im fünften Inning die Teilnahme an dem Platzierungsspiel um den fünften Platz gesichert war. Damit war das Minimalziel erreicht.
Mit einem Stück mehr Selbstvertrauen im Gäste-Dugout folgte die Begegnung um 17 Uhr gegen die Stuttgart Reds. Ein Gegner, der für seine starke Nachwuchsarbeit bekannt war und regelmäßig bei Deutschen Meisterschaften mindestens unter den ersten drei Platzierungen lag. Lange war die Begegnung nicht eindeutig, die Stealers zeigten sich in der Offense sehr schwach, auch die Leistungsträger schwächelten, der lange Tag zeigte seinen Tribut. Aber das galt gleichermaßen für die Stuttgarter, die bis zum vierten Inning nur zwei Runs schafften. Erst im vierten Inning bauten die Stuttgarter ihre Führung auf 0:6 aus. Trotzdem gab der Headcoach Mitch Franke nicht auf und schielte auf die Uhr, die noch zwei Minuten reguläre Spielzeit bei zwei Outs anzeigte. Die Stealers mussten das Inning schnell beenden, damit man noch ein weiteres Inning erzwingen kann, und eine Chance auf eine überraschende Halbfinal-Teilnahme wahren konnte. Deshalb wurde ein wurfsicherer Jugend-Pitcher (der gerade aus dem Krankenhaus mit Rippenprellung zurückgekehrt war) auf dem Mound gestellt. Er sollte schlagbare Bälle werfen, in der Hoffnung dass die Feldverteidigung bei Loaded Bases schnell das erlösende dritte Out schafft. Ohne die Warm-Up-Pitches zu machen, warf der Pitcher dann sogleich ein Ball so in die Strikezone, das der Stuttgarter Spieler ihn nur in einem hohen Popup zu unserem Third Baseman schlagen konnte. Die Coaches freuten sich bereits, dass der taktische Zug klappte, aber der eigentlich einfach zu fangender Ball sprang doch noch aus dem Handschuh. Ein schwerer Error. Kurz danach war dann „Ball Game“, die Zeit war um, das Spiel endgültig verloren.
Eventuell wäre das letzte Spiel anders ausgegangen, wenn die zwei Jugend-Spieler sich nicht verletzt hätten, aber auch so freute sich das Team über die erreichte Tagesleistung, und der Tag endete bei der Pension mit einem fröhlichen Grillabend im eigenen Innenhof. Erfreulich war auch, dass unser Platzierungsspiel erst um 11:30 Uhr begann, so konnte man trotz Kofferpacken einigermaßen ausgeschlafen zum Feld gehen, an der Tribüne frühstücken und dabei das erste Halbfinalspiel beobachten. Die Stimmung war gut, denn man hatte es im letzten Spiel mit einem norddeutschen Gegner zu tun: die Hannover Regents.
Etwas betrüblich war, nur dass die Stealers wieder zum dritten Mal in den Gäste-Dugout kam. Nur einmal gegen die Legionäre war man Heimmannschaft, was in dem Spiel nicht wirklich entscheidend war. Somit kamen dann die Hamburger als erste an den Schlag, schlugen die Lineup durch und führten dann gleich mit vier Runs, die Hannoveraner waren jedoch bereits nach vier Schlagmännern wieder zurück auf dem Feld, somit stand es am Beginn des zweiten Innings 4:0 für die Hamburger. Ein guter Anfang. Es ging aber dann leider nicht so weiter, unsere obere Lineuphälfte schaffte keine Runs und die Stealers waren bereits nach dem vierten Schlagmann ebenfalls wieder auf dem Feld, die Regents holten im zweiten Inning allerdings mit zwei Runs auf. Das nächste Inning war dann ausgeglichener, wir holten drei Runs, aber die Hannoveraner wiederzwei Runs, es stand 7:4 im dritten Inning – alles andere als eine sichere Führung für die Stealers. Im vierten Inning machte kein Team einen Punkt, und die Hamburger schafften wie zuvor auch im letzten fünften Inning nicht ihre Führung auszubauen. Die reguläre Spielzeit war abgelaufen, somit hatten die Hannoveraner alle Zeit das Spiel noch für sich zu entscheiden. Wir wechselten unseren Junioren-Pitcher aus, der seinen Job gut gemacht hatte. Aber er war auch ein guter Shortstop, damit konnten die Coaches das Feld optimal umstellen und entschieden sich dann für einen weiteren Jugend-Pitcher, der ähnlich wie der Pitcher gegen die Stuttgarter sicher die Strikezone traf und schlagbare Pitches warf, in der Hoffnung dass die drei Outs im Feld dahinter passieren. Diese Entscheidung führte aber zu dem spannendsten Inning des ganzen Turniers: drei Singles in Folge führten zu Loaded Bases, und ein Walk dann zu dem ersten Punkt der Regents, damit waren die Hannoveraner bei null Outs und Loaded Bases nur noch zwei Runs vom Ausgleich entfernt. Die Stealers ließen sich nicht nervös machen, und danach ging die Taktik auf: ein Fly Out, ein Caught Stealing und ein Ground Out zum Third Base beendeten das Spiel mit 7:5 zu unserem Gunsten und sicherten uns den fünften Platz. Die ausgeglichene DM-Bilanz von zwei Wins und zwei Losses gegen die Top-Favoriten war ein gutes Ergebnis.
http://www.dmjunioren.de/spielplan/
Nachdem die Mannschaft das kleine Finale zwischen dem Gastgeber Mainz gegen die Stuttgarter bei Hamburger und Pommes gemeinsam zuschaute, machte sich der erste Bus bereits auf die Heimreise, die zweite Hälfte der Mannschaft nahm noch an der Siegerehrung teil und kam gegen 1 Uhr nachts wieder in Hamburg an.
Headcoach Mitch Franke resümiert: „Das Pitching war okay, auch Defense war in Ordnung. Die Vorgabe Halbfinale wäre allerdings nur mit einer besseren Hitting-Leistung möglich gewesen. Trotz wenig Hitting-Support der drei Junioren-Leistungsträger wurde aber das Minimalziel erreicht, d.h. der Sieg über die Teams aus Norddeutschland. Teams aus Bayern und Baden-Württemberg sind nur schwer zu bezwingen. Also, gute Gesamtleistung und damit ein erfolgreicher fünfter Platz.“
Bezogen auf die vielen neuen Spieler schließt er ab: „Ich bin stolz auf die Jungs. Mit gerade mal ein bis drei Monaten Erfahrung haben sie trotzdem eine gute Leistung abgeliefert.“
Rob Koch, Jugend Koordinator der Stealers, ergänzt: „Durch den Zugang von Mitch in den Stealers-Trainerstab Anfang der Saison ist das Niveau des Trainings und Coachings der Jugend und Junioren enorm gestiegen. Mitch hat als ehemaliger MLB-Spieler und DBA-Nationaltrainer ein enormes Baseballwissen, sowohl in der Technik wie auch Taktik. Obwohl er bewusst hohe, und teilweise sehr strenge Anforderungen an seine Spieler stellt, versuchen die meisten jungen Baseballspieler seine Ansprüche gerecht zu werden, mit viel Freude am Baseball. Mit Erfolg, wie der Saisonabschluss zeigte. Wir können gespannt auf 2016 sein, wo mit unser starken 2002/2001 Jahrgang die Deutsche Jugend Meisterschaft in Visier genommen wird“.
Wir danken erneut den Stealers-Sponsoren für die Unterstützung, und ein Dankeschön geht auch für die Fotos an Christine Johannsen und Oliver Heinz.
Weitere Bilder sind hier zu finden: Hamburg Stealers Youth on Tour
Bericht: Rob Koch